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VIVO_1-2013-de

Verhaltensforschung12 Fische als Heimtiere Fische sind – statistisch betrachtet – die dritt- liebsten Heimtiere. Dennoch fällt uns eine Kontaktauf- nahme mit diesen sehr entfernten Verwandten ver- gleichsweise schwer. Sie können sich uns weder durch Mimik noch durch Laute verständlich machen. Ihr Le- bensraum ist uns fremd. Nichtsdestoweniger sind sie empfindsame Lebewesen und keine leicht ersetzbaren Dekoartikel. Obwohl oder vielleicht gerade weil ihr Er- fahrungshorizont und ihre Gefühlswelt stark von der unseren abweichen, sollten wir uns bemühen zu hinter- fragen wann ein Fisch, der unserer Obhut untersteht, sich wirklich wohl fühlt. Ein fachgerecht versorgtes Aquarium oder Teich versetzt die gehaltenen Tiere in die Lage, ein relativ artgerechtes und natürliches Leben zu führen. Anders als z. B. viele Hunde und Katzen, wird Zierfischen idea- lerweise eine naturnahe Umgebung mit der Möglich- keit zur Vergesellschaftung mit Artgenossen und zur Fortpflanzung zugestanden. Optimale, stabile Bedin- gungen sind im Wasser, insbesondere in kleinen Be- cken, allerdings vergleichsweise schwierig aufrechtzu- halten. Hinzu kommt erschwerend, dass die tatsächlichen Bedürfnisse bislang oft schlecht erforscht sind. Definition des Wohlergehens Diese Bedürfnisse zu erkennen, also das Wohler- gehen wissenschaftlich fundiert zu definieren, ist eine sehr umfangreiche Aufgabe. Es reicht nicht aus, iso- lierte Faktoren wie die Sterblichkeit oder die Wachs- tumsrate zu messen. Neben diesen, die objektive Ge- sundheit betreffenden Faktoren, sollten auch die subjektiv geprägten Vorlieben der Tiere einfließen, soweit sie durch Methoden der Verhaltensforschung messbar gemacht werden können. Hinzu kommt die Frage nach dem Verhaltensrepertoire der Fische in der Wildnis (z. B. Migration oder Schwarmverhalten). Auch hier besteht bei vielen Arten leider noch großer For- schungsbedarf, bevor die Erkenntnisse in praktische Haltungsempfehlungen umgesetzt werden können. Über diese Betrachtungen hinaus sollte man nicht vergessen, dass freilebende Fische ebenfalls mit erheblichen Einschränkungen ihres Wohlergehens kon- frontiert sind (z. B. Jäger, Hunger, Krankheiten, ungün- stige Umweltbedingungen). Nur wenige Fische überle- ben bis zur Geschlechtsreife. Das soll keinesfalls schlechte Haltungsbedingungen rechtfertigen, aber es zeigt, dass die Fische, durch ihre evolutionäre Anpas- sung, grundsätzlich in der Lage sind, mit diesen He- rausforderungen in ihrer Umwelt fertig zu werden. Stressreaktion – eine Anpassungsstrategie Eine wichtige Anpassungsstrategie zur Überwin- dung solcher Probleme stellen die Stressreaktionen dar. Bei Kontakt mit Stressfaktoren reagiert der (Fisch-) Körper mit einer Reihe physiologischer Änderungen (u. a. Freisetzung der „Stresshormone“ Adrenalin und Cortisol, Steigerung der Herz-Kreislaufleistung, Mobili- sierung von Energie), die den Fisch in dieser Ausnah- mesituation leistungsfähiger machen. Auch längerfri- stige Stressreaktionen, wie z. B. Verringerung der von Elena Rathgeber Das Wohlergehen der Fische – Keine rein ethische Überlegung Teil 1 ©Dobermaraner–shutterstock.com

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