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Schneckencichliden sind aggressiver geworden

Ich habe ein 60-cm-Aquarium. Darin schwimmen ein Pärchen Schneckencichliden (Neolamprologus brevis) und 2 Lamprologus laparogramma. Diese 2 waren anfänglich gerne beisammen, in letzter Zeit aber reagieren sie sehr aggressiv aufeinander. Wir haben viele Lochsteine und Pflanzen, doch das eine Tier muss sich immer an der Wasseroberfläche in Sicherheit bringen. Was sollen wir tun? Mehr Steine oder das Tier separieren? Ich weiss auch nicht ob es sich bei den Lamprologus um Männchen oder Weibchen handelt, oder ob es ein Pärchen ist. Wie kann man das Geschlecht dieser Fische erkennen?

Hallo,

Steine sind hier nicht das Mittel der Wahl, sondern reichlich leere Schneckengehäuse und ein Boden aus feinem Sand, der ausreichend dick ist, dass die Fische die Gehäuse eingraben können.

Ich empfehle aber vor allem, die Tiere in ein größeres Aquarium setzen oder nach Arten zu trennen - aufgrund der hohen innerartlichen und interartlichen Aggressivität der lamprologinen Cichliden (die ungewöhnlich friedlichen Altolamprologus einmal ausgenommen) ist auch bei geringer Individuenzahl die Kapazität des kleinen Aquariums sehr schnell ausgereizt.

Einige untereinander harmonierende Neolamprologus brevis oder eine Gruppe Neolamprologus multifasciatus gehen in einem 60er Becken in Ordnung - aber eine ausreichende Anzahl an Schneckengehäusen (Weinbergschnecken sind gut geeignet; an Neothauma-Gehäuse ist schwierig heranzukommen) ist zwingende Voraussetzung.
Lamprologus ocellatus kann ich z. B. schon nicht mehr für Becken unter 80 cm empfehlen - ich spreche, wohlgemerkt, von einem Artbecken ohne andere Cichliden!

Die sprunghaft angestiegene Aggressivität der Lamprologus laparogramma (übrigens eine echte Rarität, zumindest hierzulande!) dürfte mit dem Einsetzen der Geschlechtsreife zusammenhängen und darauf hindeuten, dass beide Fische vom selben Geschlecht (am wahrscheinlichsten beides Männchen) sind.

Hintergrundinfo:
die Schneckencichliden kommen ja aus sehr ressourcenarmen Lebensräumen. Einerseits bietet Sandboden keine geologisch entstandenen Verstecke wie Felsspalten o. ä. (als Anpassung daran weichen die Fische auf leere Schneckengehäuse aus), zudem ist Nahrung relativ knapp. Sie sind deshalb darauf angewiesen, ihre eingenommenen Reviere zu verteidigen - und das tun sie vehement, auch gegenüber körperlich erheblich überlegenen Fischen.

Außerhalb der Balz/Brutpflege ist es sehr schwierig das Geschlecht zu erkennen - zumindest, wenn die Tiere noch nicht voll ausgewachsen sind. Anhand der Erfahrungen mit anderen Cichliden müsste bei geschlechtsreifen Tieren aber eine Unterscheidung anhand von Größe und Form der Genitalpapille möglich sein (Weibchen haben logischerweise eine deutlich größere).

Fazit:
Ich empfehle, die Arten zu trennen und unbedingt für ausreichend Schneckengehäuse zu sorgen!

Viele Grüße

sera GmbH
Dr. Bodo Schnell

Händlersuche
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